Bereits 2016 und 2017 berichteten wir über bei Amazon bestellte Produkte, die sich als Fälschung herausstellten.
Schnäppchen bei Amazon?
Am 14. März 2024 erhielten wir den Hinweis eines Händlers auf ein sehr günstiges Angebot von Windows 10 Professional bei Amazon.de. Wir bestellten einige Exemplare und erhielten die Ware wenig später am 19. März 2024.
Echtheitsprüfung
Der Artikel wurde direkt von Amazon verkauft und verschickt – nicht etwa durch einen Mitbewerber auf dem Amazon Marketplace. Die äußere Verpackung lies bereits nichts Gutes ahnen, da Schriftart, Druckbild sowie Farbe des Siegels starke Abweichungen zum Original aufweisen.
Der Vergleich des Echtheitszertifikats (Certificate of Authenticity) unter ultraviolettem Licht mit einem Original zeigt, dass die floureszierenden Bestandteile des Echtheitszertifikats nur schwach (im Falle des senkrechten Balkens) bzw. gar nicht (im Falle der schrägen Schrift auf dem Rubbelfeld) vorhanden sind.
Der Datenträger zeigt zwar im Innenring ein Hologramm, jedoch fehlt das Hologramm im Außenbereich. Eigentlich sollte im Außenring auf exakt der gleichen radialen Achse wie im Innenring ein Hologramm-Pfeil existieren, aber wenn das Hologramm erst gar nicht vorhanden ist, hat der nach außen zeigende Pfeil (im Kreis unterhalb des Barcodes) natürlich keinerlei Funktion. Warum die Fälscher ihn dann nicht gleich ganz weg lassen, bleibt ein Rätsel.
Wir schickten daraufhin die Ware an den Microsoft-PID-Service, um Klarheit zu schaffen. Unsere Anfrage vom 21. März ist bisher noch nicht beantwortet worden. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Aktivierungsschlüssel kann durchaus vorerst funktionieren
Für den Verbraucher ist eine solche Fälschung nicht unmittelbar zu erkennen. Erst der direkte Vergleich mit Ware aus der Distribution zeigt die Unterschiede. Hier gilt wieder: Ein Käufer ohne Fachkenntnisse erkennt die illegale Kopie vermutlich erst dann, wenn der Aktivierungsschlüssel zurückgewiesen wird. Dies kann entweder unmittelbar geschehen oder der Schlüssel wird möglicherweise erst einige Monate nach dem Erwerb deaktiviert. In einem solchen Fall könnte es problematisch werden, Garantieleistungen zu beanspruchen. Im ungünstigsten Szenario verliert man das investierte Geld und steht ohne funktionierende Software da. Immer gilt: der Kunde arbeitet (unwissentlich) ohne gültige Lizenz.
Artikel aktuell nicht mehr bei Amazon direkt erhältlich
Aktuell ist das Produkt auf Amazon.de nicht mehr direkt verfügbar, sondern nur noch über externe Anbieter („Amazon Marketplace“) zu beziehen. Die genauen Ursachen dafür sind nicht klar und lassen Raum für Spekulationen. Es könnte sein, dass der Artikel ausverkauft ist oder einer internen Überprüfung unterzogen wird. Die genauen Prozesse Amazons beim Kauf und Verkauf von Markenware sind uns nicht bekannt, ebenso wie die Sicherheitsmechanismen, die Fälschungen ausschließen sollen, die jedoch offenbar fehlbar sind. Es bleibt rätselhaft, warum gefälschte Produkte durch den größen Online-Shop der Welt in den Verkehr gebracht werden. Im Gegensatz dazu führt beispielsweise die in Aachen ansässige Firma 2ndsoft GmbH, ein Spezialist im Handel mit Softwarelizenzen, eine umfassende und professionelle Überprüfung auf Echtheit durch, die den Käufern ein hohes Maß an Sicherheit bietet. Amazon als führender Online-Händler scheint die Überwachung im Bereich der Softwarelizenzen nach wie vor nicht ernst zu nehmen. Es bleibt offen, ob dies aus Unkenntnis oder Nachlässigkeit geschieht. Nachdem wir Amazon bereits vor mehr als fünf Jahren über mehrere ähnliche Fälle informiert hatten, scheint sich wenig verändert zu haben.
Empfehlung: Kaufen Sie beim Spezialisten – nicht beim Gemischtwarenladen
Möchten Sie sich vor Unannehmlichkeiten wie einer Unterlizenzierung oder gar der Installation von Malware schützen, sollten Sie sich auf die Expertise von Fachleuten verlassen. Achten Sie darauf, dass Sie auf jeden Fall Originalsoftware erhalten und kaufen Sie bei Händlern mit langjähriger Erfahrung und guter Expertise.