Office 2013-Tipp: Je Produkt ein Microsoft-Konto!

Lebenslange Lizenzbindung an eine Live-Id

Microsoft bindet Office 2013 (und weitere Produkte der 2013-Linie wie Visio, Project etc.) an ein sogenanntes Microsoft-Konto, das früher unter dem Namen „Live-Id.“ bekannt war.

In der Praxis bedeutet dies Folgendes: Kaufen kann der Kunde nur noch ein Office 2013 ohne Datenträger. Unter office.com muss er dann den Produktkey seines gekauften Offices eingeben und erhält dann per Download die gut 2GB (!) große Installationsdatei. Vorher MUSS er jedoch ein Microsoftkonto anlegen, an den das Office dann auf Gedeih und Verderb gebunden ist. Hat er mehrere Microsoft-Produkte auf diesem Konto eingetragen, so kann er später nicht ein einzelnes Produkt herauslösen und dies beispielsweise gebraucht verkaufen.

Unbedingt mehrere Konten anlegen

Der Geschäftsführer des Aachener Gebrauchtsoftwarehändlers 2ndsoft GmbH rät deshalb: „Legen Sie für JEDES kontopflichtige Microsoft-Produkt ein EIGENES Microsoft-Konto an. Nur so können Sie später die Microsoft-Lizenzen zusammen mit diesem Konto an einen neuen Nutzer veräußern.“

Update (23.7.2014): Office 2013 lässt sich über einen versteckten Umweg aus dem Microsoft-Konto herauslösen und weiter verkaufen. Die Empfehlung, für jedes kostenpflichtige Microsoft-Produkt ein eigenes Konto anzulegen, ist hiermit hinfällig geworden.

MS-Office 2013: Computer defekt = Office weg?

Ein Unglück kommt selten allein

Laut Vertragsbedingung im End User License Agreement (EULA) zu Microsoft Office 2013 sind Käufer nicht berechtigt ( „…, die Software auf einen anderen Computer oder Nutzer zu übertragen.“
(Stand: 20.02.2013)

Im Klartext: jemand, dessen Computer nicht mehr funktioniert, muss neben einem neuen Computer auch noch gleich ein neues Office kaufen!

Papier ist geduldig

Auf Anfrage der Fachzeitschrift „PC-Welt“ versicherte Microsoft-Pressesprecher Frank Mihm-Gebauer jedoch, dass in Deutschland ein Anruf bei der Microsoft-Hotline genüge, um einen neuen Lizenzschlüssel für seinen neuen Rechner zu erhalten. Auf dem alten Rechner dürfe das Office dann jedoch nicht mehr weiter betrieben werden (falls dieser sich z.B. wieder reparieren lässt).

Ob Microsoft damit versucht, den Druck auf die Kunden zu erhöhen und diese zum Umstieg auf das Abo-Mietmodell von Office 365 zu drängen, lässt sich nur vermuten. Klar jedoch ist, dass sich Microsoft mit diesem Vorgehen der Gefahr einer erneuten Abmahnung mit einstweiliger Verfügung aussetzt (wir berichteten).

Lieber kaufen als mieten

Der Geschäftsführer des Aachener Gebrauchtsoftwarehändlers 2ndsoft GmbH, Herr Dirk Lynen, rät: „Wer auf ein Abo-Mietmodell umsteigt, muss sich im Klaren darüber sein, dass er immer wieder von Neuem zahlen muss, wenn er die Lizenz weiter nutzen möchte. Nur wer seine Softwarelizenz traditionell kauft, kann später selbst entscheiden, wann er sie nicht mehr nutzen möchte, und bekommt dann sogar noch Geld von uns für seine gebrauchte Lizenz zurück.“ Dazu müsse man aber ab Office 2013 beim Anlegen von Microsoft-Konten genau aufpassen.

Nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten EU gilt für Softwarenutzung der Kaufvertrag, den der Nutzer beim Kauf der Software abgeschlossen hat. Dieser und die Verbindung mit dem Urheberrechtsgesetz erlauben ihm eine bestimmungsgemäße Nutzung des Programms.

Fazit: Beim Kunden kommt es im Falle eines Hardwaredefekts zu einem erheblichen Arbeitsaufwand. Außerdem ist derzeit noch ungewiss, wann das Recht auf Weiternutzung eingeräumt wird und wann nicht und wie Microsoft die Voraussetzungen prüfen will.

6.3.2013: Microsoft lenkt ein

Auf Grund des „Feedbacks der Kunden“ hat Microsoft die strittige Passage des Lizenzvertrags geändert. Nun gibt Microsoft nicht nur ihr Einverständnis für die Übertragung der Software auf einen anderen Computer des Ersterwerbers, sondern sogar ausdrücklich für die Übertragung auf einen neuen Besitzer: „You may also transfer the software (together with the license) to a computer owned by someone else…“, und ordnet so seine eigenwillige Regelung doch noch den geltenden Gesetzen der Europäischen Union unter.

Aktivierungsserver abgeschaltet: Microsoft-Software wertlos

Keine unbegrenzte Investitionssicherheit bei Microsoftprodukten

Was passieren kann, wenn ein Hersteller seine aktivierungspflichtige Software nicht mehr unterstützt, wurde vor Kurzem einem treuen Nutzer der Windows 2000-Technologie bewusst.

Herr Münster, der Besitzer einer kleinen Firma entschied sich Anfang 2013, die Anzahl seiner Terminalserver-Lizenzen („TS-CALs“) zu erhöhen, um weiteren Mitarbeitern die Möglichkeit einzuräumen, aus ihrem „home office“  auf Firmendaten zuzugreifen. Da in der Firma seit zwölf Jahren zuverlässig ein Windows 2000-Server seinen Dienst verrichtet, gab es keine Notwendigkeit, auf ein neueres Betriebssystem zu migrieren

Nach kurzer Internetrecherche wurde Herr Münster beim Aachener Softwarehändler www.2ndsoft.de fündig. Dort gab es noch ungeöffnete Pakete mit Terminalzugriffslizenzen für Windows 2000.

Nur einen Tag nach der Bestellung erhielt Herr Münster die bestellte Ware und erlebte trotzdem eine böse Überraschung: Beim Versuch, die Lizenzen in Betrieb zu nehmen, erhielt er eine Fehlermeldung. An der Hotline des Herstellers Microsoft erklärte man ihm lapidar, Microsoft habe im Juni 2012 den Aktivierungsserver für diese Art von Lizenzen vom Netz genommen, man unterstütze Windows 2000 Server schlichtweg nicht mehr.

Herr Münster ist mit seinem Problem nicht allein: in Internetforen finden sich gleichlautende Hilferufe von Anwendern, die mit ihrem Windows 2000-Server beispielsweise auf eine neue Hardwareplattform umziehen möchten und dabei feststellen müssen, dass ein (erneutes) Aktivieren der seit Jahren funktionsfähigen TS-CALs nicht mehr möglich ist.

Der Hersteller bietet als einzige Möglichkeit, vorhandene TS-CALs noch weiterverwenden zu können, auf Windows 2003-Server zu  migrieren. Das Microsoft-Clearinghouse vergibt telefonisch nach Nennung der Trackingnummer der 2000er-CALs Freischaltschlüssel für Windows 2003 Terminalserver. (Eine Anleitung findet man beim Hersteller unter http://support.microsoft.com/kb/953918/de.)

Doch diese Möglichkeit bedeutet für den Nutzer einen nicht unerheblichen Mehraufwand, denn der Windows 2003-Server kostet Geld und eine Neuinstallation des Windows 2003 Servers und die dazugehörige Datenmigration sind ja nicht mit einem Knopfdruck erledigt.

Windows 2000 TS-CALs  mögen ein Nischenprodukt sein – die immer noch weit verbreiteten Softwarepakete „Windows XP“ und „Office XP“ jedoch sind die ältesten Microsoft-Produkte für den breiten Endverbraucher-Markt, die ebenfalls einen Aktivierungsserver benötigen. Diese erschienen etwa zwei Jahre nach Erscheinen der Windows 2000 TS-CALs und so ist damit zu rechnen, dass Microsoft im Sommer 2014 auch hier den „Hahn zudreht“.

Herr Münster hatte Glück, denn der Händler nahm die Produkte gegen Rückerstattung des kompletten Kaufbetrags anstandslos zurück (und nahm den Artikel umgehend aus dem Onlineshop). Die Migration auf Windows 2003-Server will er sich aber noch überlegen: „Wenn ich schon zum Migrieren gezwungen werde, dann werde ich mir die Alternativen – allen voran Linux – noch einmal genau anschauen. Von Microsofts Geschäftspolitik bin ich jedenfalls maßlos enttäuscht.“