Keine unbegrenzte Investitionssicherheit bei Microsoftprodukten
Was passieren kann, wenn ein Hersteller seine aktivierungspflichtige Software nicht mehr unterstützt, wurde vor Kurzem einem treuen Nutzer der Windows 2000-Technologie bewusst.
Herr Münster, der Besitzer einer kleinen Firma entschied sich Anfang 2013, die Anzahl seiner Terminalserver-Lizenzen („TS-CALs“) zu erhöhen, um weiteren Mitarbeitern die Möglichkeit einzuräumen, aus ihrem „home office“ auf Firmendaten zuzugreifen. Da in der Firma seit zwölf Jahren zuverlässig ein Windows 2000-Server seinen Dienst verrichtet, gab es keine Notwendigkeit, auf ein neueres Betriebssystem zu migrieren
Nach kurzer Internetrecherche wurde Herr Münster beim Aachener Softwarehändler www.2ndsoft.de fündig. Dort gab es noch ungeöffnete Pakete mit Terminalzugriffslizenzen für Windows 2000.
Nur einen Tag nach der Bestellung erhielt Herr Münster die bestellte Ware und erlebte trotzdem eine böse Überraschung: Beim Versuch, die Lizenzen in Betrieb zu nehmen, erhielt er eine Fehlermeldung. An der Hotline des Herstellers Microsoft erklärte man ihm lapidar, Microsoft habe im Juni 2012 den Aktivierungsserver für diese Art von Lizenzen vom Netz genommen, man unterstütze Windows 2000 Server schlichtweg nicht mehr.
Herr Münster ist mit seinem Problem nicht allein: in Internetforen finden sich gleichlautende Hilferufe von Anwendern, die mit ihrem Windows 2000-Server beispielsweise auf eine neue Hardwareplattform umziehen möchten und dabei feststellen müssen, dass ein (erneutes) Aktivieren der seit Jahren funktionsfähigen TS-CALs nicht mehr möglich ist.
Der Hersteller bietet als einzige Möglichkeit, vorhandene TS-CALs noch weiterverwenden zu können, auf Windows 2003-Server zu migrieren. Das Microsoft-Clearinghouse vergibt telefonisch nach Nennung der Trackingnummer der 2000er-CALs Freischaltschlüssel für Windows 2003 Terminalserver. (Eine Anleitung findet man beim Hersteller unter http://support.microsoft.com/kb/953918/de.)
Doch diese Möglichkeit bedeutet für den Nutzer einen nicht unerheblichen Mehraufwand, denn der Windows 2003-Server kostet Geld und eine Neuinstallation des Windows 2003 Servers und die dazugehörige Datenmigration sind ja nicht mit einem Knopfdruck erledigt.
Windows 2000 TS-CALs mögen ein Nischenprodukt sein – die immer noch weit verbreiteten Softwarepakete „Windows XP“ und „Office XP“ jedoch sind die ältesten Microsoft-Produkte für den breiten Endverbraucher-Markt, die ebenfalls einen Aktivierungsserver benötigen. Diese erschienen etwa zwei Jahre nach Erscheinen der Windows 2000 TS-CALs und so ist damit zu rechnen, dass Microsoft im Sommer 2014 auch hier den „Hahn zudreht“.
Herr Münster hatte Glück, denn der Händler nahm die Produkte gegen Rückerstattung des kompletten Kaufbetrags anstandslos zurück (und nahm den Artikel umgehend aus dem Onlineshop). Die Migration auf Windows 2003-Server will er sich aber noch überlegen: „Wenn ich schon zum Migrieren gezwungen werde, dann werde ich mir die Alternativen – allen voran Linux – noch einmal genau anschauen. Von Microsofts Geschäftspolitik bin ich jedenfalls maßlos enttäuscht.“